Dienstag, 23. Oktober 2012

Perth - Melbourne im Camper

Nachdem sich unsere Reisegruppe in Perth weitgehend aufgelöst hatte, Kontakte ausgetauscht waren und alle ihre wohlgeplanten Wege gingen, war ich um die neue Freiheit nicht undankbar. 3 Wochen Tag und Nacht mit denselben Leuten war cool aber auch anstrengend. Anyway, ich wollte an die Ostküste und dabei etwas erleben. Den nächsten Flug zu nehmen war zu einfach. Der bierlose Belgier aus Hawaii hatte mir erzählt, er hätte in Australien mal für eine Mietwagenfirma eine 'relocation' gemacht. Heisst ein Fahrzeug im Auftrag eines Autovermieters von einem zum anderen Mietort zu bringen. Das gibts tatsächlich und die Miete und eine gewisse Menge Benzin sind gratis. Man ist nur an vorgegebene Daten und natürlich Abhol- und Ablieferort gebunden.
So habe ich für eine Verschiebung eines Campers von Perth nach Melbourne in 6 Tagen unterschrieben. Den durfte ich auch als solchen benutzen, womit die Unterkunft ebenfalls inkl. war.
So bin ich heute nach erlebnisreichen 4'400km in 6 Tagen in Melbourne einigermassen k.o. eingetroffen. Also im positiven Sinne. Weiss gar nicht wohin mit all den Eindrücken in so kurzer Zeit. Highlight war die über 1100km lange Durchquerung der Nullarbor Ebene (von lat. nulla arbor, also ohne Bäume), wo es zwischen Norseman und Ceduna praktisch nichts gibt ausser teuren Roadhouses / Tankstellen. AC/DC nannten es Highway to hell.. und das kann es auch werden wenn man den Kopf nicht ständig bei der Sache hat. Die offiziell "Eyre Highway" genannte Strecke ist wie fast alle Strassen Australiens eine etwas breitere Landstrasse wo 110 gefahren werden darf. Die Road Trains mit bis 3 Anhänger und 22 Achsen fahren etwa 105 und werfen dich beim Kreuzen je nach Wind fast aus der Bahn. Um sie zu überholen braucht man einen knappen geschätzten Kilometer freie Strecke und hoffentlich wenig Windböen.
Um meine Umwege über Albany und die Great Ocean Road vor Melbourne in die Zeit reinzukriegen, gabs keine Zeit zu verlieren und tägliches Fahren von 7 bis etwa 17 Uhr (Sonnenuntergang) war angesagt. Dann auf irgendeinem Hinterhof Campground übernachten und früh zu Bett. Nachts fahren ginge auch, aber ist gespenstisch weil niemand unterwegs ist. Dazu weder Radio- noch Natelempfang noch sonst etwas anderes als Wildnis. Also doch lieber tagsüber zügig fahren und die Fuhre möglichst auf Kurs halten bzw. verchareten Kangooroes, Wombats, Dingos oder sogar mal einem Kamel (!!) ausweichen und Kilometer scheffeln. Die Strasse verschmilzt wegen Luftspiegelung am Horizont mit dem Himmel, was dazu führt, dass man manchmal nur ein paar Hundert Meter klar sieht. Auf der einen Foto sieht man das glaub ein bisschen.
Die Klippen und der Strand bei Esprance sowie die Great Ocean Road vor Melbourne waren weitere Höhepunkte. Wie auch die sich permanent verändernde Vegetation und Fauna (also was leider überfahren am Boden liegt). Am Cape Otway wimmelt es von wilden Koalas, die die Touris gelassen zur Kenntnis nehmen. Die sitzen in den Bäumen über der Strasse und sind zum Glück nicht vercharet.
Am Ende standen über 4'400 Kilometer, 15 mal tanken sowie frei geschätzte 5000 Motorhauben-Mückenopfer auf der Uhr. Manchmal musste ich zur Sicherheit volltanken, um es bis zur nächsten Tanke zu schaffen. Sowie viele Unterhaltungen mit neugierigen und humorvollen Tankwarten, "historic railwaystation guides" und anderen mega netten Aussies und Reisenden. Ach ja, und die Hilfsbereitschaft ist keine Legende: gestern bin ich mit der Karre beim Wenden entlang der Hauptstrasse prompt im Sumpf steckengeblieben. Ich war kaum ausgestiegen um das Malhör zu betrachten, da hatte der erste vorbeigefahrene Wagen, natürlich ein 4x4 pick-up wie fast alle Autos auf dem Land, schon gewendet und war unaufgefordert zu mir zurückgefahren. 2 Min später war mein Toyota wieder flott.
Da es hier im Süden ziemlich frisch ist, werde ich am Donnerstag nach Cairns fliegen. Yep, fliegen..., nach dem vielen Kilometerfressen darf ich das :-). Dort werde ich alte Bekannte der Darwin-Perth Safari treffen und die Ostküste auskundschaften. Da gibts dann auch wieder mehr Föteli mit Leuten drauf.
Seeya guys und freue mich auf eure News oder Kommentare.
Cheers Reto




Montag, 15. Oktober 2012

Broome to Perth

Seit vorgestern Samstag sind wir nun in Perth, womit die insgesamt 3 wöchige Safari zu Ende ist. Nach der 4-Tage-Verschnaufpause in Broome ging es mit teils neuen Teilnehmern und bequemerem Bus in den zweiten Teil bis Perth. Mehrheitlich nun asphaltierte Strassen und lange Etappen. Dennoch ist der rote Staub überall, in den Kleidern, Ohren, Haaren... No problem. Die Westküste Australiens ist riesig, meist flach und landschaftlich extrem vielfältig. Zu Beginn Kraxeln und Baden in den Schluchten des Karijini Nationalparks, mit bush camp im Freien trotz einer King Brown Schlange im Camp (die hat der Guide mal eben verjagt). Dann die unendlich langen und traumhaften Strände wie eighty mile beach und Schnorcheln im Ningaloo Reef. Dort sieht man die Buckelwale vom Ufer mit blossem Auge, ebenso wie Meeresschildkröten und Riffhaie. In Coral Bay hat es einen etwas verlassenen Strandabschnitt mit knietiefem türkisblauem Wasser, wo einem beim Durchwaten Riffhaie und Rochen (Stingrays) ziiiiemlich nahe kommen, die Haie deutlich unter 10 Meter... Boah ey zum Glück hat man uns vorher gesagt, dass sie Menschen nicht angreifen. Ich habe 40 Stk gezählt. Was für ein Erlebnis!
In Monkey Mia, in der "Shark Bay" weiter südlich füttern sie regelmässig und nur in ganz kleinen Portionen wilde Delfine direkt am Strand. Wir waren schon vor dem Volk um 06 Uhr am Strand und hatten Glück, da prompt ein paar zu uns kamen. Zum Spielen waren sie leider zu scheu. Dennoch auch das quite magic. Überhaupt sind Tiere hier sehr präsent; vor allem Emus (unser tierlieber Fahrer hat einer Emu-Familie mit einem hispeed Ausweichmanöver durch die Pampa das Leben gerettet und uns Adrenalin beschert...) und viele gemütliche Varane sowie natürlich Kangaroos und die kleineren Wallabies.
Weiter südlich gabs noch Dünenspektakel; heisst mit dem 4x4 Bus volle Pulle in die Dünen rein ohne Rücksicht auf Passagiere oder Material und mit dem Holzboard auf dem Hintern runter. Naja... Und zwischen all den Erlebnissen und Orten endlos langes geradeausfahren bei 40 Grad im Schatten und manchmal 20 Minuten ohne einem Auto zu begegnen.

Ich glaubs kaum dass ich schon über einen Monat unterwegs bin, so schnell vergeht die Zeit. In Perth bleibe ich sicher noch bis Mittwoch. Bin wie einige andere Safari-Teilnehmer im YHA Hostel einquartiert. Es ist etwa 20 Grad hier - also saukalt.
Weiterreise sind wir jetzt alle am Organisieren, die wenigsten haben schon ein Programm. Wahrscheinlich gehts richtung Ostküste an die Wärme :-) Wie genau, entscheide ich sobald sich etwas ergibt. No rush. Yeeaah.
Liebe Grüsse in den Schweizer Winter!

Montag, 1. Oktober 2012

Darwin to Broome

Der Safaritrip ging letzten Samstag 22.09. morgens um halb sieben los. Wohl um die Touris gleich an den fortan gültigen Tag/Nacht Rhythmus zu gewöhnen. Super Gruppe erwischt. Von 22 bis 66 Jahre alles dabei und mehrheitlich Alleinreisende aus Europa und auch (Südost)Australien.
Die letzten 9 Tage verbrachten wir mehrheitlich im 4x4 Safari Spezialbus auf holprigen Pisten in einer Landschaft wie aus Crocodile Dundee. Dazwischen täglich mindestens ein Bad in einem versteckten creek (Bach/Canjon) oder See wie dem Lake Argyle. Die Nächte in Zelten auf mehr oder weniger ausgerüsteten bush camps. Aufstehen "with the birds" (4.45 Uhr wenns hell wird) und bedtime ca 20 bis 21 Uhr wurden bald normal. An Schlaf ist nach 5 Uhr eh kaum zu denken, wenn die lästigen Fliegen pünktlich mit dem Tageslicht kommen und die Sonne zu brennen beginnt. Die normale Tagestemperatur war bei irgendwas deutlich über 40 Grad und die Klimaanlage im Bus bescherte uns gefühlte 35.

Guide, Fahrer und Koch Travis verwöhnte uns kulinarisch vom Feinsten; häufig auf dem Feuer gekocht, und immer frisch und abwechslungsreich. Der Hammer! Wir haben viel gelernt über die Besiedlung und Geologie Australiens und haben Aborigines Wandmalereien besucht. Klettern war meist auch dabei. Zum Lohn kam dann irgendwo wie ein Wunder ein creek mit Sandstrand oder Palmen o.ä. zum Vorschein. Zum Glück, weil lange hält man es sonst nicht aus. Anfangs waren wir noch über die (nachträgliche) Info, dass es im Gewässer, wo wir eben noch badeten, auch Süsswasserkrokos haben kann, irritiert. Unglaublich, wie laid back wir geworden sind. Bzw Travis' naturverbundene Einstellung adoptiert haben. Man kriegt das Gefühl, in Harmonie mit der Natur zu leben. Später haben wir dann noch viele Krokos gesehen und auch ebenfalls harmlose Schlangen. Einmal in einem unterirdischen Flussbett meinte Travis "see, there's crocs ahead" und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf das Wasser vor uns, um anzufügen "... but it's ok". Dann watete er seelenruhig hindurch und wir brav hinterher. Barfuss versteht sich. Es sei angefügt dass Süsswasserkrokodile relativ klein sind und Menschen aus dem Weg gehen.

Mein 'erstes' Kangaroo war ein Wallaby und lag überfahren am Strassenrand... Später haben wir sie dann regelmässig umherhoppeln sehen. Manchmal auch quer über den Campingplatz.
Ansonsten viele coole Entdeckungen, Lagerfeuer-Romantik und Schlafen unter freiem Himmel. Da wird das Verlassen der eigenen Comfort Zone relativ. Auch der alles-fötele-müesse Reflex verschwindet langsam. Den Blog will ich aber weiterfahren, auch um für mich selber einen Track record zu haben.

Seit vorgestern Nachmittag sind wir wieder in der Zivilisation in Broome angekommen. Klamotten waschen und den (offenbar sehr berühmten) Sonnenuntergang am Strand besichtigen. Tja, sah aus wie ein... Sonnenuntergang! ;-)
Sie haben hier auch einen speziellen Mondaufgang, den sie stairway to the moon nennen. Auch das war nice...
Sind noch bis Do im Cable Beach Backpackers. Im Vergleich zum Waikiki Hostel ein Komfortpalast und für mich absolut passend. Sitze gerade am Pool unter Palmen bei geschätzten 28 Grad... Da ist es interessant, dass einige Vielgereiste dieses Hostel als schlecht bezeichnen. Jupiiieh ich bin nun also Hostel-tauglich! Mal sehen wie lange.
Heute Vormittag gingen wir whale watching. War grandios. Auch Delfine und Schildkröte kamen vorbei.

Am Donnerstag gehts dann weiter nach Perth. Noch etwas Zeit, um den Aussie-Akzent verstehen zu lernen. G'day, mates, hoffe alles im Grünen bi öich äne.