Freitag, 28. Dezember 2012

Die Abfallinsel

Nach einer Woche in Bangkok und einigen Osteo-Behandlungen war mein Rücken wieder reisefertig und ich vom ganzen Stadtgestank und -Müll sonstwie fertig. Also flog ich nach Ko Samui um ein paar Tage Palmen und Sandstrand zu geniessen. Schliesslich steht im Lonely Planet, wie schön es dort sei, insbesondere in Chaweng.
Genau, jetzt kommt wieder ein Lerneffekt... Der "nicest beach of the island" ist die reinste Abfallmeile, vollgestopft mit schwitzenden Touris, vornehmlich russische Familien oder sonstige Clans. Mancherorts liegen Sandsäcke umher, weil offensichtlich zu nahe am Wasser gebaut wurde. Man kümmert sich danach aber nicht mehr drum, und alles zerfällt langsam. Die Luft ist schwül und das Meer warm und von komischer Farbe. Jeder will dir sinnbefreite Souvenirs oder Drogen verkaufen. Und der sintflutartige Regen war auch zur Stelle. Uff! Welcome to the Urlaubsparadies.
Erträglich wär's wahrscheinlich in der Kunstwelt eines Luxushotels, wenn man mit der Dekadenz klarkommt. Aber ich bin ja budget-traveller und frage mich nebenbei, wie sie die touristische Entwicklung mit der Erhaltung der Natur verbinden wollen.
Anyway, damit war der Beach-Plan erst mal gescheitert, aber mein Zimmer in Chaweng bis am 28.12. gebucht. Andere mögliche Aktivitäten hier sind im Prinzip Essen und Trinken. Also hing ich etwas umher und machte mich auf die Suche nach dem besten und günstigsten Thaifood und den spannendsten Kneipen. Man lernt viele Expats kennen, die aus teilweise offensichtlichen Gründen in der alten Heimat nicht zurecht kamen und dann irgend eine Spelunke eröffnen und damit über die Runden zu kommen scheinen. Natürlich jeweils an der Seite einer Thai-Schönheit. Hab auch nette Reisende getroffen, z.B. am Weihnachtsabend in einem irischen Pub (s. Foto). X-mas mal anders. Und nein, wir sind kein Paar.. ;-)
Thai-Food ist hervorragend und billig, und westliches Essen das Gegenteil. Ich entdecke gerade Tintenfisch und vely spicy Papayasalat. Sehr lecker, aber meine Definition für scharfes Essen musste ich korrigieren. Den Tintenfisch liest du vorher selber aus und bezahlst nach Gewicht.
Es ist also nicht alles schlecht auf der Abfallinsel Ko Samui, aber ich bin froh, dass ich seit gestern im etwas kühleren Norden, in Chiang Mai bin. Hier hause ich in einem Hostel-Zimmer von ca. 7 Quadratmeter inkl. Dusche und WC, nur das Lavabo haben sie vergessen. Zähne putzen in der Dusche und das Bett ist steinhart. Egal, es liegt zentral und kostet Fr 4.- pro Nacht. Wäsche machen sie für 80 Rappen pro Kilo, und ein Teller leckeres Curry nebenan kostet etwa 1.30. Die Stunde Massage gibt's für 4.- (mein Rücken hat noch Schonzeit).
Weiter geht's in ein paar Tagen und endlich wieder auf dem Landweg, sobald meine Elektrolyt-Kur durch ist, da ich es tatsächlich geschafft habe, zu dehydrieren. Yep, es ist immer was los. Ach ja, 1.5 Std im Spital inkl Medikamente gibt's für Fr. 25.-.
Happy new year!

Samstag, 15. Dezember 2012

From AKL to BKK via SYD

Nachdem ich so lange wie mit meinem Flugticket möglich in Neuseeland geblieben war, blieb für Sydney gerade ein Abend und ein knapper Vormittag übrig. Natürlich viel zu kurz aber ein travellers Schicksal, das man in Kauf nimmt. Somit gabs nen Abendspaziergang an den Hafen von Sydney und eine überteuerte hop on hop off Stadtrundfahrt am Vormittag. Am selben Tag flog ich ja noch fast 10 Std nach Bangkok. Obwohl tausende male auf Fotos gesehen, ist das Opernhaus in live eine echt spektakuläre Erscheinung.

Der Klima-, Sozial- und Wirtschaftsschock bei Ankunft in Bangkok war umso grösser. Strategie um zum Hotel zu gelangen: mit modernem ÖV mitten in die Stadt, dann Taxi. Leider Fehlschlag. Taxifahrer in Bkk (Bangkok) verstehen kein englisch, kennen nur teilweise die Adressen und zumindest meiner konnte keinen Stadtplan lesen (man stelle sich das bei uns vor). Also lassen sie dich irgendwo raus und dann guckst du mal. Zum Glück habe ich zuvor auf 100% Rucksack umgestellt und mir am Flughafen einen Stadtplan eingesteckt. So meisterte ich an diesem 28 Std-Tag auch den letzten Teil zu Fuss durch das unbeschreibliche Gewusel dieser 8-Millionen-Stadt. Frage mich gerade, wie sie hier eine Volkszählung durchgeführt haben wollen. Unendlich viele Leute scheinen irgendwie irgendwo auf der Strasse zu leben.

Seit dem Sydney-Flug macht mein Rücken etwas Probleme und so verplemperle ich die Zeit mit schonendem Umherspazieren, bis ich am Montag nochmal zu einem Expat-Osteopathen kann. Wohne aktuell im Westen der Stadt in einem kleinen, total neu gemachten Hotel, ein Bijou nach westlichen Standards und inmitten ärmlichster Umgebung. Dabei günstiger als ein Hostel in Australien. Gefunden auf booking.com und wahrscheinlich ein typisches Beispiel des wirtschaftlich aufstrebenden asiatischen Raums. Weiter werde ich gar nicht erst versuchen, Bkk im Detail zu beschreiben, weil das ein sinnloses Unterfangen wäre. Es bietet von drückender Armut bis zu hypermodernen Shoppingcentern alles, was eine Stadt bieten kann. Eindrücklich sind die Tempelanlagen und Paläste des "Grand Palace", wäre da nicht die Gefahr drohender Erdrückung durch japanische und koreanische Seniorengruppen.
Umso faszinierender ist die Thai'sche Gelassenheit in diesem Durcheinander. Leben und leben lassen scheint das (buddhistische?) Motto zu sein. So ist es durchaus möglich, grosse Strassen wie die Sukhumvit Rd zu Fuss zu überqueren: erster Schritt hinaus um Interesse anzumelden, Lücke abwarten und entschlossenen Schlurfens hineinzielen, und diese Abfolge für jede Fahrspur wiederholen. Sie werden dich nicht überfahren.
Eine andere Reiseregel gilt hier, anders als AUS und NZL, besonders: spricht dich jemand auf der Strasse an, geht es letztlich um Geld. Immer.
Und wieder kann ich mir ein Schmunzeln über die Backpacker nicht verkneifen. Es sei mir verziehen... Alle sind sie eingepfercht im gleichen Quartier und scheinen sich nur in ein paar wenigen Strassen zu bewegen. Notabene dort, wo dich jeder anquatscht um dir irgend etwas anzudrehen. Sogar Mitgliederkarten renommierter Europäischer Golfclubs gibt's zu kaufen. Noch kreativ.
Ich scheine zu der neuen Spezies "iPhone traveller" zu gehören, die sich ihre Ho(s)tels und Flüge auf den Apps buchen und sich damit noch einigermassen abseits der ausgetrampelten Pfade bewegen. Orientierung mit Web 2.0... Man muss dann halt den Rest, also transfer Flughafen-Hotel und Orientierung vor Ort selber organisieren. Es bleibt einiges an Challenge und authentischen Erfahrungsmomenten. Mir passt's und hiermit ein Merci an Adrian und Simon vom GST, die mir last minute geholfen haben, das iPhone auf SIM unlocked zu ändern. Es war ein guter Entscheid!

Scheinbar gewöhnt sich auch mein Magen langsam an die hiesigen Hygienestandards. Gestern habe ich zum ersten Mal Thai food ohne unmittelbare Konsequenzen verzehrt. Und sonst gibts an jeder Ecke für weniger als CHF 3.- Medikamente, für die man in Europa einen Waffenschein bräuchte.
Und ja: das Nachtleben ist genau so verrückt wie die ganze Stadt. Von super hip bis untendurch gibts alles. Sehr cool sind alte VW Busse die zu rollenden Bars umfunktioniert wurden. Siehe Foto. Top of the nutch sind die mondänen Rooftop Bars. Dafür fehlt mir wohl die Garderobe. Und die Sündenmeile ist sündig... Daneben gibts unzählige kleine und grosse Spelunken und Quartierbars, wo man die abenteuerlichsten Leute kennenlernt. Wie immer ein gutes Rezept (gell, Marius).

So, nun tauche ich nochmal ein ins Gewühl und bin dann froh, wenn es mitte Woche an die andamanische Küste unter die Palmen geht. Mal die apps nach billigen Flügen und Hotels checken.

Phub kran mai!

Dienstag, 4. Dezember 2012

Neuseeland Südinsel

Also einen Fehler hab ich gemacht: Neuseeland auch noch schnell 'mitzunehmen' geht nicht. Das Land ist viel zu schön und gross und vielfältig, so dass ich nach drei Wochen erst ein paar Highlights gesehen habe. Janu, muss dann halt nochmal zurückkommen. Hab sogar den Rückflug nach Sydney letzten Freitag sausen lassen und fliege stattdessen ende Woche ohne weitere Zeit in Australien direkt nach Asien.

Auf dem Weg auf die Südinsel fuhr ich letzte oder vorletzte Woche (der Sinn für Zeit verschwindet langsam..) am Tongariro-Vulkan vorbei, welcher nur wenige Stunden danach Asche spukte und für einigen Wirbel sorgte. Und fünf Tage vorger waren wir noch oben. Crazy.

Die Südinsel ist schlicht atemberaubend. Man fährt durch und staunt nach jeder Kurve von neuem. ZB der türkisblaue Lake Pukaki mit Sicht auf Mt. Cook. Wie Oberengadin, aber zwei Ligen darüber. Oder die kleinen Wege mit Bachquerungen inklusive bei Glenorchy. The only limit is your car.
Die Kombination Mietauto und Hostels war perfekt. Man ist flexibel, die Hostels bzw. Backpackers sind gut und teilweise voll modern und man kommt mit vielen Leuten in Kontakt. Die pathetischen Gitarrenspieler sind auch omnipräsent und scheinen vergangenen Hippiezeiten nachzuträumen. Mal Haare waschen wäre auch eine Idee ;-)
Man kann sich im Hostel auch mal was gesundes kochen, und Fleisch ist total günstig. Letzte Woche war ich vier Tage mit Simone aus Bern unterwegs, und auch andere Schweizer hatten ähnliche Routen und Hostels.
Viele sind im Camper unterwegs, aber ich glaube die frieren sich nachts den A... ab?!

Meine Südinsel-Route war Picton, Abel Tasman (2 Nächte), Greymouth, Franz Josef, Fox, Wanaka, Queenstown (3 Nächte), Hanmer Springs, Christchurch und nun sitze ich gerade auf der Fähre zurück auf die Nordinsel.
Queenstown ist der ultimative Party-Ort. Er scheint nur aus Outdoor-Aktivitäten und Bars zu bestehen und von Jungen und Junggebliebenen bevölkert zu sein. An einem Abend wollte ich mal früh ins Bett und lernte anstelle etwa 12 Leute aus aller Welt kennen... Total normal in Queenstown.
Hier haben sie angeblich Bungeejumping, Jetboat und Skydiving erfunden, was in den vielfältigsten Varianten überall gebucht werden kann. Das Geld hab ich mir gespart und war stattdessen zu Fuss unterwegs. Der "Skyline" Berg ist mit allerlei outdoor-Fun ausgerüstet. Allein für Downhillbiker hats 13 verschiedene tracks den steilen Wald runter. Alles durchorganisiert und für 155$ bist du einen Tag dabei... Gut und teuer. Den Bungee-Freiwilligen kann man zusehen bzw -hören. Das Geschrei ist noch lustig. Sie zahlen übrigens dafür...
Daneben haben wir an der Westküste am Moroa beach einen Breitschnabelpinguin mit hohem jööööh-Faktor beobachten können (s.Foto), im Abel Tasman Seelöwen, Delfine und allerlei Gefiedertes von den Kanus aus gesehen und beim Lake Ruataniwha fantastischen frischen Lachs roh verzehrt.
Bei Greymouth lief ich in ein Stockcar race. Motorsport ohne Filter quasi!
Im erdbebenzerstörten Christchurch verbrachte ich eine Nacht im Knast. Dort drin befindet sich nämlich ein Hostel. Was habt Ihr denn gedacht ;-)

Nun also zurück nach Auckland und noch zwei Tage mit Nina nach Leigh an der Ostküste verbringen. Danach werde ich ca 4500km auf NZ zurückgelegt haben. Linksfahren wird auch bald normal.
Muss meinen Reiserhythmus wohl noch mehr drosseln, sonst geht das zu schnell vorbei mit all den Eindrücken!!

Sommerliche Grüsse in den tiefen Winter in der Schweiz und ich erfreue mich weiterhin an euren News und Kommentaren.